Warum „99% Fleisch“ im Katzenfutter nicht heißt, dass es gesund ist

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Katzenfutterdose und Fleisch

Manche Katzenfutter werben mit der Aussage „mit 99% Fleisch“ und suggerieren damit, dass das besonders gesund sei. Natürlich sind unsere Katzen Carnivoren und brauchen daher viel Fleisch (Protein) und nur wenige andere Zutaten. Aber lasst uns die Aussage mal genauer anschauen:

1. Was für „Fleisch“?

Es macht einen großen Unterschied, was für „Fleisch“ enthalten ist. Ist es Muskelfleisch, oder sind es Innereien oder sogar Schlachtabfälle? Nur wenn ein Futter offen deklariert ist, kann man das beurteilen.

2. Welche Art „Fleisch“ in welcher Menge?

Ist die „Verteilung“ der Proteinsorten naturnah (beutenah)?

  • 100% „Filet“ ist zwar gut verdaulich, enthält aber weniger Nährstoffe, als manche Innereien und ist zu fettarm.
  • Viele Futter enthalten zwar Innereien, aber in zu großer Menge und in unnatürlichen Mengenverhältnissen. Warum? Weil es im Einkauf günstig ist…
  • Viel Herz kann z.B. zu Durchfall führen, viel Lunge oder gar Euter oder Pansen sind entweder zu bindegewebslastig, schwer verdaulich oder werden von Katzen gleich ganz verschmäht. Kehlkopf sollte wegen der Möglichkeit Schilddrüsenreste zu erwischen gar nicht verfüttert werden.

Beutenah wäre z.B. eine Verteilung, wie sie beim Barfen verwendet wird:

  • 60-75% Muskelfleisch und Fett
  • 10-15% Innereien wie Herz, Niere, Magen, Lunge und Milz (nicht mehr als 5% Leber)
  • 10-15% fleischige Knochen wie z.B. Karkasse
  • ca. 5% Gemüse
  • evtl. Fisch wie z.B. Lachs (Vitamin D und Omega-Fettsäuren)

3. Der Worst Case: „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“

Am schlimmsten ist es, wenn das Futter zum Großteil aus „Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen“ besteht. Was genau das sein kann, listet haustiger.info sehr genau auf:

„Tierische Nebenerzeugnisse bzw. tierische Nebenprodukte umfassen eine ganze Menge Bestandteile, darunter z.B. auch Innereien wie Herz, Leber, Niere, Milz und Lunge, sowie Luft- und Speiseröhre und Magen und Darm. Dazu kommen Beine, Knochen, Zunge, Schwänze, Schwarten, Schweineköpfe, Zwerchfell, Gebärmutter, Hoden, Euter, Fleisch- und Fettabschnitte, Blut, Stichfleisch, Fleisch mit bindegwebigen Vernarbungen aber auch Borsten, Klauen, Hörner, Hufe, Federn, Sehnen und andere Bestandteile, die in der Fleischproduktion anfallen.

K3-Material kann darüber hinaus Küchen- und Speiseabfälle, Imkereinebenprodukte, Fische und andere Meeresfische (auch Fischabfälle), Lebensmittel, die aufgrund von Verpackungsmängeln nicht mehr für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, Rohmilch, Zentrifugen- und Separatorenschlamm aus der Milchverarbeitung, Eierschalen, „Brütereinebenprodukte“ (z.B. Eintagsküken) und „Knickeiernebenprodukte“ umfassen. Aber auch überlagertes und minderwertiges Fleisch sowie Fleisch, das von tieren unter erheblicher Stressbelastung stammt, kann unter die tierischen Nebenprodukte fallen.“

*https://haustiger.info/was-sind-eigentlich-tierische-nebenerzeugnisse/ (Stand: 04.11.2024)

Das Problem ist dabei nicht, dass eventuell Innereien oder Knochen enthalten sind, denn die sind in gewissen Mengen sogar gut für die Katze. Das Problem ist, dass man nicht weiß, welche Nebenerzeugnisse in welcher Menge enthalten sind! Wie man an der Liste sieht, können Nebenerzeugnisse auch Dinge sein, die man nicht in großen Mengen oder vielleicht auch gar nicht in seinem Katzenfutter haben möchte.

Daher sollten Nebenerzeugnisse immer aufgeschlüsselt sein!

4. Original vs. Trockensubstanz

Ein Futter von Anifit wirbt bei diesen Zutaten mit „99% Fleisch“*:

66% Hühnermuskelfleisch (Muskelfleisch umfasst das Skelettfleisch sowie Herz- und Magenmuskel.)

12% Rinderlunge

8% Rinderleber

7% Hühnerleber

6% Rinderstrossen

Summe Fleisch: 99%

1%: Anteile < 1 % Tomatenpulver, Hagebutte, Kalzium, Salz

Nun handelt es sich hierbei um die Zutaten in der „Originalsubstanz“. Um Futter miteinander vergleichen zu können und herauszufinden, wie viel Protein, Fett usw. enthalten ist, muss man die Zutaten in der „Trockensubstanz“ vergleichen. (Dazu was das genau bedeutet, werde ich in Kürze einen Beitrag schreiben.)

Wenn wir das tun, finden wir heraus, dass das Futter besteht aus:

61 % Protein, 24 % Fettgehalt, 0 % Rohfaser, 11 % Rohasche, 5 % NfE (~Kohlenhydrate), 1,6 % Calcium, 1,5 % Phosphor, 1,8 % Natrium.

Erst diese 61% Protein kann man dann tatsächlich mit einem anderen Futter vergleichen.

Was wir hier auf jeden Fall sehen:

Das Futter enthält zu viel Leber (15%) und Lunge (12%), unbekannte Mengen Herz und Magen. Ob mehr Innereien als Muskelfleisch enthalten ist, kann man nicht beurteilen. Außerdem enthält es „Rinderstrossen“, das ist Luftröhre, die unter ungünstigen Umständen noch Reste der Schilddrüse enthalten kann. (Von der Fütterung von Teilen, die Schilddrüsenreste enthalten können wird im allgemeinen abgeraten, wegen der möglicherweise enthaltenen Schilddrüsenhormone und Jod. (Katzen neigen im Gegensatz zu Hunden zu Schilddrüsenüberfunktion.)

Die Angabe „99% Fleisch“ bedeutet also nicht, dass es sich automatisch um gesundes Futter handelt!

5. Alleinfuttermittel oder Ergänzungsfutter?

Sehr wichtig ist auch, ob es sich bei dem Futter um ein sogenanntes „Alleinfutter“ oder um ein „Ergänzungsfutter“ handelt. Nur als „Alleinfutter“ deklarierte Futter enthalten alle Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, die eine Katze für eine vollwertige Ernährung braucht!

6. Das ist noch nicht alles…

Ob ein Futter gesund ist oder nicht, hängt noch von einigen andere Kriterien ab. Ist genug Taurin enthalten, kein Zucker, ist das Calcium:Phosphat-Verhältnis ausgewogen und so weiter und so weiter…

Außerdem hängt eine passende Ernährung unter Umständen auch vom Gesundheitszustand der Katze ab.

Mehr dazu bald in weiteren Beiträgen!

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